Nach 750 Jahren entdeckt: Siegelstempel des pommerschen Herzogs Wartislaw III. in der Stadt Usedom ausgegraben

Als im Jahr 2013 das Fragment eines Siegelstempels des letzten Rügenfürsten, Wizlaw III., bei Stralsund entdeckt wurde, galt dies in Expertenkreisen als Sensation. Denn mittelalterliche Siegelstempel hoher Adliger waren bislang in Deutschland weder als Archivgut noch als Bodenfunde bekannt. Streng genommen dürfte es sie auch nicht geben, denn Siegelstempel wurden nach dem Tode ihres Besitzers zerstört und verworfen – als Rechtsakt und öffentliches Zeichen und nicht zuletzt, um Missbrauch zu vermeiden.

Mitarbeiter des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (Landesarchäologie) haben nun im August 2014 bei einer Ausgrabung im mittelalterlichen Stadtkern von Usedom einen weiteren unerwarteten und außergewöhnlichen Fund sichern können. In einer Siedlungsschicht, die durch die Analyse von Bauhölzern in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden konnte, entdeckten sie das Bruchstück eines runden Siegelstempels aus Messing. Der große Durchmesser von etwas über 7 cm mit dem im Schild stehenden Greifen und die erhaltene Inschrift DIMINENSIS weisen den Herzog Wartislaw III. von Pommern-Demmin (um 1210 ‑ 1264) als ehemaligen Besitzer aus. Wartislaw regierte im Demminer Teilherzogtum, das die vorpommerschen Lande zwischen Peene und Ryck, das Gebiet um Stavenhagen und Dargun sowie weite Teile Hinterpommerns umfasste.

Zusammen mit seinem Vetter Barnim I. lenkte er die Geschicke Pommerns im 13. Jahrhundert. Wesentlichen Anteil hatte Wartislaw III. an der Neuansiedlung deutscher Kolonisten in Pommern und der Förderung von Klöstern. Er gilt als Gründer der Städte Demmin, Greifswald und Greifenhagen, die mit lübischem Recht bewidmet wurden.

Da ohne männliche Nachkommen, starb mit Wartislaw III. vor genau 750 Jahren die Linie Pommern-Demmin aus. Die vom Herzog verwendeten Siegel wurden, der Rechtstradition folgend, zerstört.

Der Fundort des Siegelfragments in der erst 1298 mit Stadtrecht privilegierten Stadt Usedom liegt nur 250 m westlich der ehemaligen Herzogsburg, einer beliebten Residenz des Pommernherzogs Barnim I. Vielleicht fand hier nach Wartislaws Tod die Zerstörung seiner Siegelstempel oder zumindest die Übergabe der Bruchstücke an den nunmehr allein herrschenden Barnim I. statt.

Von dem jetzt aufgefundenen Siegelstempel haben sich zwei Wachssiegel an Urkunden aus den Jahren 1254 und 1264 im Stadtarchiv Greifswald erhalten. Insbesondere die Urkunde vom 17. Mai 1264, unmittelbar vor seinem Tod in Darsim (heute Ludwigsburg) ausgestellt, enthielt eine Stadtrechtsbestätigung für die Stadt Greifswald, deren Privilegien, u. a. die Genehmigung zur Errichtung einer Stadtmauer, mit diesem Dokument deutlich erweitert wurden.

Mit dem Siegelfragment Wartislaw III. wird, nach dem Rügenfürsten Wizlaw III., zum zweiten Mal eine wichtige historische Persönlichkeit Pommerns auf besondere Art „greifbar“.

Quelle: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern

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Petschaft des Dompropstes von Paderborn um 1220

Einen selten Fund stellt dieses spitzovale Petschaft dar. Gefunden wurde das Petschaft mittels Metalldetektor im Jahre 2005 durch den ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger  Jochim Weise auf einem Acker in der Nähe von Lübeck. Die Veröffentlichung in den archäologischen Nachrichten 2013 gibt uns folgenden Einblick in die Lesung der Umschrift:

„Aufgrund des Schadens fehlen neben der oberen Kopfhälfte der Figur auch Teile der in Latein verfassten Umschrift (Legende). So ist nur das Folgende erhalten:
[Buchstabenfragment] TPARBURNĒSIS • ECLESIEMAIORPRE [Buchstabenfragment]
Mit PARBURNĒSIS liegt eine Verkürzung von Paterburnensis vor, einer mittelalterlichen Form des Stadtnamens von Paderborn (Nordrhein-Westfalen). Angehängt ist einelateinischeensis-Endung, die Kombination bedeutet ‚von Paderborn‘.
Das (unvollständige) MAIORPREwiederum lautetkomplett MAIOR PREPOSITUS. Dies bezeichnet einen Domprobst, also den Vorsteher eines Domkapitels und Inhaber eines wichtigen geistlichen Amtes.Das ebenfalls verkürzte ECCLESIEsteht daher nicht alleinfür eine Kirche sondernauch synonym für das Bistum bzw. die zu diesem gehörende Hochkirche.
Nicht sicher zu rekonstruieren war jedoch der vor PARBURNĒSIS stehende Name. Klärung brachte hier erst ein relativ gut erhaltenes, wahrscheinlich einst mit dem Groß-GrönauerTypar angefertigtes Siegel.Sein ursprünglicher Besitzer hieß „Lambert“.Aufdessen komplettem Siegel stand:
† LA(m)BERT(us) PA(te)RBURNE(n)SIS • EC(c)LESIE MAIOR PREPOSIT(us)
Dies entspricht in heutigem Deutsch (vereinfacht):
† Lambert Dompropst von Paderborn
Über Lamberts Herkunft, Kindheit und Jugend wissen wir nichts. Geboren wurde er aber vermutlich um das Jahr 1150, denn seit 1173 tritt er in Urkunden des Erzstifts Paderborn als Domherr, in Erscheinung. Wenn Lambert in der Sekundärliteratur gelegentlich dem Adelsgeschlecht „von Oesede“ zugeordnet wird, so ist dies quellenmäßig nicht belegbar und fußt augenscheinlich auf einem Irrtum. Seine Familie ist heute nicht mehr bekannt.
Von 1185 bis 1197 hatte Lambertin Paderborn das Amt eines cellerarius (Kellermeister) inne. Damit war er zuständig für die Verwaltung von Küche und Keller des Domkapitels. Zudem verteilte er dessen Einkünfte an Domherren und Angehörige des Brüderhofes und hatte auch die Oberaufsicht über das Dienstpersonal.
Ab 1202 wird Lambert dann erst als Propst, später als Dompropst genannt. Als solcher verfügte Lambert über eine vergleichsweise große Machtfülle: So war er Vertreter des Bischofs nach außen und innen, leitete das Domkapitel, übte die Jurisdiktion über die Domherren aus und besaß die wirtschaftliche Aufsicht über die Güter des Domstifts sowie die Oberaufsicht über dessen Verwaltung.  Ferner besorgte er die gerechte Verteilung der Einkünfte des Kapitels unter die Domherren.  Vermutlich aufgrund seines fortgeschrittenen Alters konnte Lambert dann nach 1216 sein Amt vorübergehend nicht mehr angemessen ausüben. Daher übernahm 1217 Gerhard von der Lippe seine Aufgaben. Als Gerhard 1219 zum Erzbischof von Hamburg-Bremen gewählt worden war, fungierte Lambert dann 1220 noch einmal kurzfristig als Dompropst.
Wann genau er schließlich starb, ist unbekannt. Als frühestmöglicher Termin kann aber der 13. März 1221 gelten, denn Lambert siegelte, soweit bekannt, zuletzt im Oktober 1220 und wird unter dem Datum 13. März im Nekrolog des Klosters Abdinghof geführt. Wie für Paderborner Dompröpste seiner Zeit üblich, wurde er wohl im dortigen Dom beerdigt. Von seinem Grabmal, das sich vermutlich im Südarm des Ostquerschiffes, dem sogenannten Pfarrflügel, befand, sind jedoch keine Spuren überliefert.“

 

 

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Hausmarken auf der Insel Hiddensee

Hausmarken als alte Eigentumszeichen gibt es auch heute noch. Bei einem Besuch der Insel Hiddensee in Mecklenburg-Vorpommern fotografierte ich Mitte August 2013 an den Häusern der Orte Vitte und Kloster einige Hausmarken.  Auch auf dem Inselfriedhof fand ich auf einem Grabstein ein solches Zeichen. Mittlerweile kann man auf der Insel Postkarten und Kaffee-Tassen mit den Hausmarken von Hiddensee als Urlaubsandenken erwerben.

Ute Engels schreibt dazu: „Die Hausmarke findet auf der Insel seit dem 13.Jahrhundert Verwendung. Vor allem Fischerfamilien benutzen dieses Zeichen. Zuerst wurde das Haus markiert und die Wiesen (unbewegliches Eigentum). Dann trugen auch Fischereigeräte, Werkzeuge, Ackergerät und Schafe eine Hausmarke (bewegliches Eigentum). Gemeinschaftsarbeiten wurden mit „Kavelhölzern“ (Holzstücke mit eingeschnitzter Hausmarke) ausgelost. Bei Aufzeichnungen über Fischfang und Sonderarbeit nutzte man Hausmarken. Eine Hausmarke ist kein persönliches Zeichen, sondern verbleibt immer am Haus. Wenn ein Sohn aus dem väterlichen Haus auszog und ein neues Haus baute, übernahm er die Hausmarke mit einer „Afmark“ (Abmarke) – ein hinzugefügter Strich. Zeugnisse für die Verwendung der Hausmarken stellen alte Grabsteine auf dem Inselfriedhof dar. Noch heute sehen wir den alten Brauch, die Häuser mit einer Hausmarke zu schmücken, in Neuendorf, Vitte und Grieben.“

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Museums-Petschafte

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700 Jahre alter Sensationsfund bei Stralsund

Stralsund. Archäologischer Sensationsfund am Rande der Stralsunder Altstadt. Erstmals wurde in Deutschland ein Siegel-Stempel des Hochadels entdeckt. Dabei handelt es sich um Bruchstücke einer etwa 700 Jahre alten Prägemünze von Wizlaw III., dem letzten heimischen Fürsten von Rügen. „Das ist wie ein Sechser im Lotto“, sagte Landesärchaologe Dr. Detlef Jantzen.
„Wir haben es hier mit einem absoluten Sensationsfund zu tun“, erklärte der Stralsunder Experte Dr. Jörg Ansorge. Es handele sich um „eine archäologische Entdeckung von europäischer Bedeutung“.
Entdeckung auf dem Fäkalien-Acker
Entdeckt wurde das wertvolle Stück von Roman Buhl aus Barth, einem ehrenamtlich tätigen Bodendenkmalpfleger. Im Oktober vergangenen Jahres war er mit einem Metalldetektor über ein ehemaliges Stadtfeld südwestlich der Stralsunder Altstadt gezogen, das auch als Fäkalienfeld bekannt ist.
Wizlaw III. wurde um 1265 als ältester Sohn von Wizlaw II. und dessen Gemahlin Agnes von Braunschweig-Lüneburg geboren. 1304 übernahm er die Regentschaft über das Fürstentum Rügen. 1325 verstarb er. Das damalige Fürstentum Greifswald entspricht in etwa den heutigen Grenzen des Landkreises Vorpommern-Rügen.“

Zitat Nordkurier 25.04.2013

 

Das erste Bild zeigt die Vor- und die Rückseite des Fundes sowie einen Abdruck davon. Das zweite Bild zeigt ein Original-Siegel von 1304 aus dem Stadtarchiv Stralsund.      Quelle: Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern.

 

 

 

 

 

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Majuskeln, Minuskeln und die Form des Schaftes

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Die alte gotische Schrift auf Petschafte und Siegel-Ringen veränderte sich im Laufe der Zeit. Dadurch lassen sich heute solche Exemplare zeitlich relativ gut einordnen. So findet man auf den Umschriften der ganz alten Petschafte gotische Majuskeln (Großbuchstaben) und später gotische Minuskeln … Weiterlesen

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Exakte Datierung eines Petschaftes in das Jahr 1544

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        Bei Ausgrabungen in Leipzig wurde das von mir gezeichnete Petschaft gefunden. Im direkten Fundzusammenhang steht ein Ziegel-Fragment mit 2 passgenauen Abdrücken des obigen Petschaftes. 2 weitere Abdrücke, vermutlich eines zweiten Petschaftes, befinden sich ebenfalls auf diesem Ziegel. Diese tragen neben Initialen  … Weiterlesen

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Siegelstempel-Datenbank – Sortierung nach Typen und Zeiten

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mittelalterliche bis früh-neuzeitliche Siegel (ca.13.-16.Jh.)         1.spitzovale Siegel                2.schildförm.Siegel             3. Siegel mit Wappen           4.Hausmarken-Siegel   5.hülsenförmige  Siegel    6.Doppel-Siegel 7.Sonstige Symbole    8.Mittelalter-Siegelringe   9.Petschaftenzerstörung   Neuzeit-Siegel (ab 16.Jh.)           10.1 Neuzeit-Siegel          10.2. Neuzeit-Siegel            10.3.Neuzeit-Siegel … Weiterlesen

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Hausmarken und Symbole auf Tuchplomben

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450 000 Euro für Hamburgs Petschaft

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Hamburg hat sein verlorenes Stadtsiegel zurück Hamburger Unternehmer und die Hubertus-Wald-Stiftung zahlten 450 000 Euro für das Stadtsiegel. Das Typar wird öffentlich ausgestellt. „Hamburg hat sein in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verloren gegangenes Stadtsiegel aus dem 14. Jahrhundert wieder. … Weiterlesen

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