450 000 Euro für Hamburgs Petschaft

Hamburg hat sein verlorenes Stadtsiegel zurück

Hamburger Unternehmer und die Hubertus-Wald-Stiftung zahlten 450 000 Euro für das Stadtsiegel. Das Typar wird öffentlich ausgestellt.

„Hamburg hat sein in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verloren gegangenes Stadtsiegel aus dem 14. Jahrhundert wieder. Prof. Henrik Hanstein, Chef des Kölner Auktionshauses Lempertz, übergab das Hamburger Typar, mit dem Siegel erstellt wurden, gestern Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer und Günter Hess, Vorstandsvorsitzender der Hubertus-Wald-Stiftung. Ein Konsortium von Hamburger Unternehmern und die Stiftung hatten das Siegel für 450 000 Euro zurückgekauft. Die Stadt hatte sich an der Aktion nicht beteiligt.

„Heute ist ein Tag voller Freude“, sagte Melsheimer. Das Siegel zeuge von Hamburgs Schmiedekunst im Mittelalter. „Es ist einzigartig von der Größe her und war über 20 Menschengenerationen im Einsatz.“ Der Präses versprach, das Typar in der Handelskammer auszustellen. Entsprechende Sicherheitsvorkehrungen würden derzeit geschaffen. Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz sagte, vom Herbst an werde das Siegel für jedermann zu sehen sein.

Nach Angaben des Auktionshauses Lempertz wurde das gotische Typar von etwa 1300 an verwendet. Die älteste Urkunde, auf der sich ein Abdruck befinde, stamme vom Weihnachtstag 1304 und regele die Sicherung der Landstraße zwischen Hamburg und Lübeck. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges sei im Jahr 1945 das Typar in einem stillgelegten Salzbergwerk in Grasleben ausgelagert und dann dort gestohlen worden. 1986 tauchte es auf einer Auktion in Niedersachsen auf und wurde von einem Privatmann ersteigert.

Der Käufer bot der Stadt das Typar kurze Zeit später für 6800 Mark an, doch die verantwortlichen Politiker lehnten das Angebot ab. Ihrer Meinung nach gehört das Siegel Hamburg. Vor Gericht bekam der Käufer später jedoch recht und durfte das Siegel behalten. Die Stadt soll der Rechtsstreit rund 50 000 Euro gekostet haben.

Auch als das Siegel jetzt versteigert werden sollte, gab es aufseiten des SPD-Senats kein Interesse. Er habe als Erstes Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) angerufen und ihn gefragt, ob die Stadt das Typar zurückkaufen wolle, sagte Handelskammer-Präses Melsheimer gestern. „Die Stadt hatte den ersten Zugriff.“ Da diese sich aber nicht habe engagieren wollen, „wollten wir die einmalige historische Chance nutzen, dass das Siegel wirklich nach Hamburg zurückkommt“, sagte Melsheimer.

Daraufhin seien Hamburger Geschäftsleute angesprochen worden, und diese hätten sich finanziell engagiert. „Wir hoffen, dass das Siegel jetzt ein gutes Schicksal haben wird und hier seine Ruhe findet“, sagte Günter Hess, Vorstandsvorsitzender der Hubertus-Wald-Stiftung gestern. „

Zitat Hamburger Abendblatt vom 07.06.2012

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